Welchen Einfluss hat die Höhenlage auf deinen Glukose-Spiegel?

Glückliche Menschen auf einem Berg bei Sonnenaufgang

Heute erfährst Du, wie die Höhenlage deinen Blutzuckerspiegel beeinflusst und was du tun kannst, um deinen Blutzuckerspiegel in der Höhe besser zu kontrollieren.

Übersicht

 

Das Gefühl, das Du bekommst, wenn Du hoch oben in der Luft bist, wir alle kennen es: Mit zunehmender Höhe verändert sich auch deine Atmung. Jeder der schonmal in großer Höhe wandern war, hat sich vielleicht gewundert, warum er so schnell außer Puste war.

Die meisten Menschen verstehen das so, dass die Luft dünner ist. Das ist zwar nicht 100%ig richtig, aber es ist ein nützlicher Weg, um zu verstehen, dass es weniger Druck gibt, um den Sauerstoff zwischen den Lungen und dem Blut aufzunehmen.

Daraus könnte man schließen, dass sich dadurch der Stoffwechsel verändert, weil weniger Sauerstoff zur Verfügung steht und die anaeroben Stoffwechselwege stärker in den Vordergrund treten.

Wir hatten bereits über die Wirkung von Chaga auf den Blutzuckerspielegel berichtet. Aber was passiert mit der Glukose? Das ist eine Frage, die wir oft von Sportlern hören, die in die Höhe gehen.

Hintergrundinformationen zum Glukosespiegel und zur Höhe

Wenn wir Fett nicht schnell genug verstoffwechseln können, um unseren Energiebedarf zu decken, verwenden wir Glukose aus der Nahrung oder aus unseren Vorräten, um dies zu tun. Bei höherer Intensität verbrauchen wir also mehr Glukose (und brauchen sie auch). Die Glukosemesswerte auf einem kontinuierlichen Glukosemessgerät sind das Produkt aus Glukoseangebot und -verbrauch. Also führt entweder ein geringerer Verbrauch oder ein höheres Angebot (oder eine Kombination davon) zu einem Anstieg der Glukosewerte.

Ein weiterer wichtiger Faktor für den Blutzuckerspiegel ist Stress, der den Blutzucker erhöht. Ähnlich verhält es sich mit der Ernährung. Je nach Aktivität und Insulinsensitivität bedeutet eine Verringerung der Insulinsensitivität, dass die gleiche Menge Insulin weniger Wirkung hat, sodass der Blutzucker bei gleicher Insulinausschüttung und Kohlenhydratzufuhr nicht so stark sinkt.

Höhenlage und Glukose

Wie sich die geographische Höhe auf den Glukosestoffwechsel auswirkt, wurde bislang nur wenig untersucht. Außerdem erforschen viele Studien nur den Einfluss auf Diabetiker. Dabei ist das Thema Glukose für jeden spannend, der sich bewusst mit sich und seinem Körper auseinandersetzen will. Schließlich hat der Glukosespiegel auch auf Sport und mentale Leistung einen großen Einfluss.

Aber zum Glück gibt es ein paar Studien, die uns helfen, das Thema “Einfluss der geographischen Höhe auf den Glukosespiegel” besser zu verstehen.

Eine Reihe von Veröffentlichungen hilft bei der Beantwortung der Frage, wie sich die Höhe auf den Blutzucker auswirkt. Die erste aus dem Jahr 1997 zeigt, dass die Höhe einen akuten Einfluss auf den Blutzucker hat. Dies führt zu einem erhöhten Nüchternglukosespiegel, der sich mit der Akklimatisierung normalisiert.

Gruppe Menschen, die auf einem Berg wandert
In höheren Lagen scheint der Glukosespiegel in der Regel anzusteigen

In der gleichen Studie wurde festgestellt, dass die Wirkung von Insulin in der Höhe abnimmt. Beide Effekte zusammengenommen könnten zu einem höheren Blutzuckerspiegel in der Höhe führen. (Zum Vergleich: Die Teilnehmer der Studie lebten auf Meereshöhe und waren einer Höhe von 4.559 m ausgesetzt).

Eine spätere Studie aus dem Jahr 2007 untersuchte die Auswirkungen der gewohnheitsmäßigen Höhenexposition auf den Blutzuckerspiegel. Ihr Design unterscheidet sich von der Studie aus dem Jahr 1997. In letzterer ging es um die Akklimatisierung von Menschen, die auf Meereshöhe leben und sich akut an die Höhe gewöhnen.

Die Studie aus dem Jahr 2007 zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen Menschen, die auf Meereshöhe leben, und solchen, die in der Höhe leben. Dies galt für alle Wachzeiten. Siehe die Ergebnisse in der Abbildung unten. Die Messwerte in Höhenlage wurden in den peruanischen Anden auf einer Höhe von 3250 Metern gemessen.

Blutzucker auf Höhe des Meeresspiegels verglichen mit dem auf 3250 m Höhe in den peruanischen Anden. Letzterer fällt deutlich höher aus.
Durchschnittlicher Blutzucker tagsüber im Vergleich: Auf Höhe des Meeresspiegels vs In den peruanischen Anden auf 3250 m Höhe. In der Höhe ist der Blutzucker den gesamten Tag über höher.

Zusammenfassung

Fassen wir beide Studien zusammen: In der letzten Studie wurden kontinuierliche Glukosemessgeräte verwendet und die Auswirkungen auf eine Gruppe von Menschen untersucht, die eine Wanderung in die Höhe unternahmen. Es überrascht nicht, dass diese Studie dazu beigetragen hat, einige der Lücken und Fragen zu schließen, die die erste Studie aufgeworfen hat.

Sie zeigt, dass der Blutzuckerspiegel mit zunehmender Höhe allmählich ansteigt, was wahrscheinlich (zumindest teilweise) mit der Insulinresistenz zusammenhängt, da diese mit der Höhe zunimmt (was bedeutet, dass die Wirkung von Insulin verringert wird).

Die Höhe ist dabei natürlich nur ein Faktor, der eine Rolle spielt. Es gibt noch viele andere, die deinen Glukosestoffwechsel und die Glukosemesswerte beeinflussen.

Wenn Du die Umgebung wechselst, verändert sich meistens eine ganze Menge. Du musst also auch die Ernährung, den Schlaf und andere Faktoren berücksichtigen, die sich verändern – nicht nur die Höhe.

Das wichtigste in Kürze

  • Wenn Du dich in eine höhere Lage begibst, kann dein Blutzuckerspiegel zunächst ansteigen, aber er sollte sich mit der Zeit wieder normalisieren

 

  • Wenn Du in großer Höhe lebst, kann dein Blutzuckerspiegel zu Beginn niedriger sein, als wenn Du in eine tiefer gelegene Gegend reist. Das ist aber nur ein Faktor, also mach dir keine Sorgen deswegen. Wie lange es dauert, bis sich der Blutzuckerspiegel nach dem anfänglichen Anstieg wieder normalisiert, ist allerdings ungewiss: Es scheint etwa eine Woche zu dauern, bis sich der Blutzuckerspiegel wieder eingepegelt hat.

Quellen

  1. J J Larsen, J M Hansen, N V Olsen, H Galbo, and F Dela. The effect of altitude hypoxia on glucose homeostasis in men. The Journal of Physiology. Published October 1997. https://dx.doi.org/10.1111%2Fj.1469-7793.1997.241bf.x
  2. Oscar Castillo, Orison O Woolcott, Elizabeth Gonzales, Victoria Tello, Lida Tello, Carmen Villarreal, Nicolás Méndez, Lucy Damas, Edgar Florentini. Residents at High Altitude Show a Lower Glucose Profile Than Sea-Level Residents Throughout 12-Hour Blood Continuous Monitoring High Altitude Medicine & Biology. Published 2007. https://doi.org/10.1089/ham.2007.8407
  3. Neil E Hill, Kevin Deighton, Jamie Matu, Shivani Misra, Nick S Oliver, Carrie Newman, Adrian Mellor, John O’Hara, and David Woods. Continuous Glucose Monitoring at High Altitude— Effects on Glucose Homeostasis. Medicine & Science in Sports & Exercise Published February 2018. https://doi.org/10.1249/mss.0000000000001624